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Früher als ich noch jung war, das fängt ja gut an oder…?

Wenn man einen Satz so beginnt, dann ist etwas definitiv in die Schieflage geraten. Ich weiss noch, eben als ich jung war, oder präziser ausgedrückt, als ich noch in die Grundschule ging, da gab es unter der Woche kaum Fleisch, sondern Gemüse aus dem Garten – Mais, Kartoffeln, Tomaten usw. Ich hasste es. Zuerst mithelfen beim Jäten, giessen, ablesen, rüsten, kochen und dann «wäh isch das grusig»; ich hätte damals lieber alles aus der Büchse gehabt, bequem, pragmatisch halt und so schön.

Statt der Mutter für das gesunde Essen zu danken, war es mir peinlich, frische Kartoffeln aus dem Garten zu essen, wenn andere Schulgspändli bereits Pommes aus der Tiefkühltruhe essen durften, schön goldig, oder Pommes Duchess zur Abwechslung. Was ich damals nicht wusste, dass unser Food viel gesünder war… doch auch wir hatten ungesunde Mahlzeiten in Anführungszeichen, wie man es heute nennen würde. Ach… liebte ich doch die Spaghetti, die es jeweils am Freitag gab und Mutter an diesem Tag Zeit hatte, die Sauce stundenlang zu kochen, oder den frischen Kartoffelstock am Sonntag mit Rindsgeschnetzeltem an einer feinen Sauce. All dies lernte ich logischerweise auch so kochen.

Heute sind alle Saucen und der Fleischkonsum verpönt. Allergien, Fettmacher, Tierquälerei, Zucker usw. Eigentlich ist mir dies alles Wurst… Heute gehe ich das Gemüse wenn möglich frisch auf dem Markt einkaufen, brate mir ein gutes Stück Fleisch und hoffe, dass es nicht mit zu vielen Hormonen oder Antibiotika behandelt wurde und bin dankbar, dass ich es essen darf. Und es darf auch ein guter Tropfen Wein nicht fehlen.

Das ist meine Esskultur und es ist mir egal, was alle um mich herum denken.

Wie steht es um deine Esskultur?